Nachhaltiges Unternehmertum
Eine wirkliche gesellschaftliche Wende hin zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Erde braucht Unternehmen, die sich für nachhaltige Innovationen stark machen. Die Voraussetzung dafür ist es, ökologische und soziale Werte mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Nur so wird es gelingen, eine große gesellschaftliche Akzeptanz für ökologische Zukunftsvisionen zu erhalten. Die drei Gründerinnen des Hundefutterherstellers Tenetrio aus Brandenburg setzen mit ihrem nachhaltigen Start-Up bei einem Thema an, das aktuell dank eines neuen WWF-Reports so heiß diskutiert wird wie lange nicht: unserem Ernährungsverhalten.
Alternativen zum Fleisch etablieren
Der Fleischkonsum der Menschen ist laut einer Untersuchung der UNO[1] und des WWF[2] zu hoch, als dass er langfristig so beibehalten werden könnte. Auch wenn die im Jahr konsumierte Menge an Fleisch langsam sinkt[3], ist mit Blick auf die wachsende Zahl der Menschen, die auf unserem Planeten lebt, ein „Weiter so“ nicht möglich. Die Fleischproduktion verschlingt Wasser, Platz und große Mengen an Nahrungsmitteln für die Tiere, die dann vom Menschen und seinen Haustieren konsumiert wird. Das System ist denkbar ineffizient. Dr. Ina Henkel und Katrin Figueroa, zwei der Gründerinnen von Tenetrio, haben nach ihrem Studiums der Ernährungswissenschaften auf einer Projektreise der Universität Potsdam nach Asien eine Alternative kennengelernt, die hierfür einen Ausweg bietet: Insekten. „Die Mehlwurmlarven, die wir für unser Hundefutter verarbeiten, sind nicht nur eine dem Fleisch gleichwertige Proteinquelle,“ erklärt Dr. Ina Henkel, „auch ihre Aufzucht und Haltung sind ungleich viel umweltschonender und sie können zu 100 Prozent verzehrt werden.“ Aus dieser Erkenntnis entstand eine Geschäftsidee, die sie mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Sabrina Jaap umsetzten: Nachhaltiges Hundefutter auf Insektenbasis.
Die drei Säulen der Nachhaltigkeit ernst nehmen
Wichtig war für die drei Unternehmerinnen von Anfang an, ihr Unternehmen nachhaltig aufzubauen. Umweltbezogene, soziale und wirtschaftliche Ziele werden bei Tenetrio gleich stark gewichtet. „Bei der Auswahl unserer Lieferanten setzen wir auf Regionalität und Transparenz“, bekräftigt Dr. Ina Henkel. „Durch unsere eigenen Erfahrungen in der Aufzucht von Mehlwürmern können wir unsere Partnerbetriebe sehr gezielt und mit einem genauen Blick auf die artgerechten Haltungsbedingungen aussuchen.“ Auch bei den Verpackungen verwendet das Unternehmen möglichst umweltfreundliche Lösungen mit biologisch abbaubaren Pappbechern, Schachteln aus Agrarabfällen oder gut recycelbaren Dosen beim Nassfutter und Pappsäcken mit gut trennbarem Plastikinlay. Konfektionierung und Versand werden in Zusammenarbeit mit den nahe gelegenen Berliner Mosaik-Werkstätten für Menschen mit Behinderung durchgeführt. Gewinne fließen nicht nur in den weiteren Ausbau des Unternehmens, sondern auch in lokale Sozialprojekte wie die Tierrettung Potsdam oder die Berliner Tiertafel. „Uns ist es ein Anliegen, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben und in unserem Umfeld soziale Initiativen zu stärken, die Menschen und Hunde unterstützen, für die diese Hilfe eine einen großen Unterschied in ihrem Alltag bedeutet“, erklärt Katrin Figueroa.
Hohes Identifikationspotenzial
„Unternehmen, die sich gesellschaftlich einbringen, bieten Menschen ein höheres Identifikationspotenzial als solche, die sich ausschließlich auf die Gewinnmaximierung konzentrieren“, weiß Sabrina Jaap. „Natürlich ist es unser Ziel, als Unternehmen zu wachsen, wir sind aber nicht zu Kompromissen in der nachhaltigen Zusammenarbeit mit Partnern, Mitarbeitern und bei unserer Wertschöpfungskette bereit.“ HundehalterInnen, die auf insektenbasiertes Futter umsteigen, können sich daher sicher sein, dass sie nicht nur ihren Hunden etwas Gutes tun, sondern auch ihren Beitrag zu einer Schonung der Umwelt leisten und ein Geschäftsmodell unterstützen, das sich sozial engagiert.
Auch wenn das Thema Insekten in der Ernährung in Deutschland noch ein Randphänomen ist: Im Markt für Insektenfutter ist viel Bewegung – die ersten Pioniere wie SWARM Protein mussten mittlerweile schon wieder aufgeben, während das Start-Up Beneto sich gerade mit Nico Roßberg einen Investor für die Pläne im Bereich Insektenfood für den Humanmarkt gesichert hat. Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit steigt auch dank der medialen Aufmerksamkeit für diese Initiativen von Unternehmerinnen, die mit Leidenschaft und Engagement ihre Mission zum Wohl der Umwelt und der Gesellschaft vorantreiben.
[1] Food system impacts on biodiversity loss | Chatham House – International Affairs Think Tank
[2] Die Zukunft liegt auf unserem Teller (wwf.de)
[3] Was isst Deutschland? (dge.de)