Windenergie Brandenburg: Hoher Zubau für 2017 erwartet – BWE ruft Bürger zur Beteiligung an Regionalplanung auf – in der Uckermark gehen die (Wind-) Lichter aus
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Berlin/Potsdam, 22. März 2017: Mit knapp 500 MW lag der Zubau der Windenergie in Brandenburg 2016 deutlich über dem des Vorjahres. Für 2017 erwartet der Verband ähnlich hohe Werte, ab 2018 wird der Windkraftausbau deutlich zurückgehen. Das gab der Bundesverband WindEnergie (BWE) Berlin/Brandenburg heute auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt. Um langfristig Rückhalt für die Windenergie zu sichern, fordert der Verband dazu auf, Bürger, Kommunen und Interessensgruppen stärker in die Regionalplanung einzubinden.
In Brandenburg wurden 2016 genau 173 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 493,80 MW errichtet. „Damit liegen wir fast ein Viertel über dem Zubau aus dem Vorjahr“, so Jan Hinrich Glahr, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin / Brandenburg im BWE. Für die Übergangsjahre 2017 und 2018 können 290 Anlagen bzw. 876,6 MW noch unter Fortschreibung der stark degressiv ausgestalteten EEG-Festvergütung umgesetzt werden. Deshalb rechnet der Verband für 2017 noch einmal mit einem hohen Zubau von bis zu 600 MW neu installierter Windkraft. 2018 wird sich der jährliche Zubau dann möglicherweise auf 300 MW abflachen, bevor 2019 nur noch Projekte aus Ausschreibungen realisiert werden können.
„Wegen der aktuellen Umstellung im Vergütungssystem für Windenergie erleben wir einen kurzfristigen Anstieg des Zubaus“, erklärt Glahr. Ab diesem Jahr wird bundesweit nur noch eine begrenzte Menge Windenergie ausgeschrieben. Den Zuschlag bekommt, wer den Strom am günstigsten anbietet. „Der Wettbewerb nimmt damit deutlich zu. Viele Projektierer haben sich daher darauf konzentriert, weit fortgeschrittene Genehmigungsverfahren noch 2016 abzuschließen. Diese Anlagen können nun bis Ende 2018 errichtet werden“, so Glahr.
Im Ländervergleich liegt Brandenburg beim Zubau an vierter Stelle hinter Niedersachsen (900,40 MW), Schleswig-Holstein (651,20 MW) und Nordrhein-Westfalen (564,45 MW). Wie schon in den Vorjahren entspricht das einem Anteil des bundesweiten Brutto-Leistungszubaus von etwa zehn Prozent. Damit stehen, Stand Dezember 2016, insgesamt 3.630 Windenergieanlagen in Brandenburg mit einer Leistung von 6.337 MW.
Mit 43 Anlagen wurden im Landkreis Teltow-Fläming die meisten Windenergieanlagen errichtet, gefolgt von Dahme-Spreewald (24 Anlagen) und Elbe-Elster (18 Anlagen). Die meisten Genehmigungen für neue Bauprojekte gab es mit 82 Anlagen in der Uckermark. In Barnim und Märkisch Oderland wurden 2016 zwar nur wenige Windenergieanlagen errichtet (zwei bzw. fünf Anlagen), allerdings wurden Genehmigungen für 24 bzw. 19 weitere Anlagen abgeschlossen.
Glahr ging im Rahmen der Pressekonferenz auch auf eine aktuelle Erhebung der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) zu den Beschäftigungszahlen in der Windbranche ein: „In Brandenburg und Berlin waren 2015 insgesamt 9.390 Menschen direkt oder indirekt in der Windbranche beschäftigt. Allein durch Betrieb und Wartung der Anlagen entstanden 2.620 Arbeitsplätze“, so Glahr. „Gegenüber 2012 sind das 1330 mehr Beschäftigte.“
Verlässliche Regionalplanung ist Voraussetzung für Akzeptanz
Mit der Regionalplanung wird festgelegt, wo Windenergieanlagen gebaut werden dürfen. „Während in einigen Gebieten Brandenburgs die Regionalplanung noch immer nicht abgeschlossen ist, hat man in Uckermark-Barnim alle Interessensgruppen direkt an der Planung beteiligt“, erklärte Jan Schröder, Geschäftsführer des Windplaners NOTUS Energy aus Potsdam. Ein Erfolgsmodell: „Uckermark-Barnim hat mit großem Konsens über zwei Prozent seiner Landesfläche als Eignungsgebiet für Windenergie ausgewiesen. Damit liegt die Region voll im Plan der Brandenburger Energiestrategie 2030.“ Anlässlich der Pressekonferenz hat der BWE Berlin/Brandenburg sein Positionspapier zur Brandenburger Regionalplanung veröffentlicht. Darin fordert der Verband unter anderem, klare und landesweit einheitliche Regeln sowie ausreichend Planungsspielraum für die Kommunen, um bei der rechtssicheren Ausweisung von Windflächen voran zu kommen.
Uckermark: Die Nacht wird wieder dunkel
Ab Mitte 2018 soll in der Uckermark die bisher vorgeschriebene Befeuerung der Windkraftanlagen fast vollständig abgeschaltet werden. Die Betreiber der Windräder werden bis dahin ein gemeinsames Radarsystem aufgebaut haben, welches erkennt, ob sich ein Flugzeug oder Hubschrauber den Windenergieanlagen nähert: Erst dann gehen die roten Warnlampen an. Mit etwa 400 angeschlossenen Windenergieanlagen wird in der Uckermark das bundesweit größte Areal auf diese sogenannte Bedarfsgerechte Befeuerung umgestellt. „Die Windbranche hat viele Jahre daran gearbeitet, eine technische Lösung für die Bedarfsgerechte Befeuerung zu entwickeln. Im vergangenen Jahr wurde die Technologie endlich vom Gesetzgeber zugelassen. Wir setzen sie nun in der Praxis um“, erklärte Jan Hinrich Glahr. „Wichtig wäre, jetzt eine bundesweit einheitliche Regelung zum Einsatz dieser Technologie zu erreichen. Nur so lässt sich verhindern, dass Windplaner, die diese Technik einsetzen, im Ausschreibungssystem einen Wettbewerbsnachteil haben. Bisher ist auch noch nicht gelöst, wie die nachträgliche Aufrüstung von Bestandsanlangen mit dieser Technologie finanziert werden kann“, so Glahr.
Lausitz: Leuchtturm-Region für Sektorenkopplung
Glahr ging auch auf den Strukturwandel in der Braunkohleregion Lausitz ein: „Wir verfügen in der Lausitz über sehr viel günstige Energie aus Windenergie, die regional genutzt werden kann.“ Grund sei, dass mit dem Stichjahr 2020 viele Altanlagen aus dem EEG-System fallen, aber weiterhin günstigen Strom produzieren. „Wir haben hier die einmalige Gelegenheit, Erzeuger und Verbraucher von Energie regional zusammenzubringen und damit Infrastrukturanreize für die Region zu schaffen“, so Glahr weiter. Die Lausitz könne damit zu einer Leuchtturm-Region für die in Zukunft so wichtige und viel beschworene Sektorenkopplung werden.
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